Besatzungstausch der Hochseefischer

Im Jahr 1973 führt das Fischkombinat Rostock den Besatzungstausch ein. Ziel ist die Steigerung der Fangquote und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zugleich. 100 Tage verbringen die Fischer auf See, davon etwa 85 Tage unter Deck.

Die Fangschiffe selbst sollten fortan für zwei Jahre auf See bleiben. Zunächst stellt sich die Frage, ob die Schiffe technisch stabil genug sind und wie die Versorgung gelingen kann.

Zudem muss natürlich die Mannschaft an Bord gebracht werden. Das bedeutet, das Außenministerium der DDR muss die Auslandsreisen genehmigen – Republikflucht ist stets zu befürchten. Und mehr noch: Das sogenannte Bewegungsgeld für die Mannschaft wird angehoben, so stehen Devisen für den Einkauf auf den Flugplätzen zur Verfügung.

Doch schließlich ist es beschlossene Sache: Der Besatzungstausch steht. Das Hilfsschiff ROBERT KOCH transportiert die erste Austausch-Besatzung für die PETER NELL im Februar 1973 zur Georgesbank. Die alte Crew gelangt auf der ROBERT KOCH nach Havanna und nimmt von dort aus ein Flugzeug nach Hause.

Jährlich werden fortan etwa 12.000 Hochseefischer vom und zum Fanggebiet geflogen. Die Technik der Schiffe hält den Belastungen stand. 

Die Schiffe im Zweijahreseinsatz sind zwar außen Flop, aber innen Top.

Probleme in Luanda (Angola)

Doch nicht jeder Besatzungsaustausch gelingt problemlos. 1978 fischt die Mannschaft von FVS ROS 312 BODO UHSE vor Namibia:

Es war schon eine lange Reise, als wir einen Termin zum Besatzungsaustausch in Luanda erhielten. Wir lagen im Hafen. Hier herrschte Krieg und wir hörten ab und zu, wie geschossen wurde. Trotzdem lag die Erlaubnis vor, den Besatzungsaustausch durchzuführen. Interflug Berlin hatte eine Landeerlaubnis.

Als der Termin da war, kreiste die IL 18 über den Flugplatz, drehte aber wieder ab und flog gen Norden. Wir erhielten von der Fangdirektion die Order, wieder auszulaufen und die Fischerei fortzusetzen. Nach einer kurzen Zeit, als die Kämpfe der MPLA nachließen, wurde dann der Besatzungsaustausch durchgeführt.

(Günther Kröger nach einem Bericht von Ali Baum)