Nachdem die ENDURANCE gesunken ist, müssen die Männer sich zu Fuß durchschlagen - drei Beiboote sind ihnen geblieben, um sich von den Eisschollen auf Festland zu retten.

Mit dem Sinken der ENDURANCE sind die Männer nahezu hilflos. Das antarktische Festland haben sie nie erreicht. Allein dem Wind ausgeliefert, treiben sie auf einer Eisscholle. Als es wärmer wird, taut das Eis, die Scholle droht auseinanderzubrechen.

Um einen sichereren Standort zu suchen, ziehen die Männer die schwer beladenen Schlitten sieben Tage und sieben Nächte lang durch das Eis. Shackletons größte Aufgabe in diesen Tagen besteht wohl darin, dafür zu sorgen, dass die Mannschaft nicht den Mut verliert.

Sie erreichen schließlich stabileres Eis und gründen das Patience Camp, das für die nächsten dreieinhalb Monate ihr Zuhause sein wird.

Doch langsam werden die Vorräte knapp. Täglich rücken Trupps aus, um Ausschau nach Pinguinen und Robben zu halten. Alleingänge sind verboten. Der Zustand der Mannschaft verschlechtert sich zusehends. Zudem treibt ihre Eisscholle stark ab. Shackleton muss handeln.

Zur Elefanteninsel

Shackleton beginnt Pläne zu schmieden, um mit den Booten Festland anzusteuern. Das Unterfangen ist waghalsig: Die kleinen Boote sind Spielbälle in der See. Und eine weitere bittere Folge hat Shackletons Entschluss: Für die wenigen verbliebenen Hunde ist kein Platz auf den Booten. Auch ist die Nahrung knapp. Die Männer fühlen sich inzwischen mit den Tieren verbunden, sie sind wichtige eine moralische Stütze. Doch es bleibt nur eine Möglichkeit: die Hunde zu erschießen.

Mehr als vier Tage sind sie unterwegs, die Überfahrt wird zur weiteren Tortur. Eisblöcke fliegen umher, die Gischt ist meterhoch. Aufgrund des Wetters kann der Navigator Frank Worsley den Kurs nur schätzen. Einer der Männer fällt ins Wasser, doch Shackleton kann ihn retten. Orkawale bringen die Boote beinahe zum Kentern. Die Männer kauern sich zusammen, jeder von ihnen leidet unter Erfrierungen. Hunger und Durst quälen sie zusätzlich.

Sobald wir etwas Eis an Bord hatten, lutschten und kauten wir für die nächsten anderthalb Stunden mit Inbrunst Eisstückchen, um unseren brennenden Durst ein wenig zu lindern. (Ernest Shackleton)

Als der Wind schließlich abflaute, fielen die Temperaturen, und es wurde bitterkalt. In unserem geschwächten Zustand und in unseren abgetragenen, schmierigen Kleidern empfanden wir solche plötzlichen Temperaturschwankungen sehr viel stärker, als wir es sonst getan hätten.

Zwei oder drei Tage blieb uns nichts anderes übrig, als in unsere gefrorenen Schlafsäcke zu kriechen und zu versuchen, irgendwie warm zu werden. Da es zu kalt war, um zu lesen oder zu nähen, mussten wir unsere Hände drinnen behalten und uns die Zeit mit Gesprächen vertreiben.

Ernest Shackleton über die Zeit im Patience Camp

Dank der unglaublichen Navigationskünste des Kapitäns Worsley erreichen sie schließlich die Elefanteninsel. Endlich angekommen, hält ein Sturm sie von der Küste fern, sie können erst am Morgen anlegen. Dann, nach fast anderthalb Jahren, fester Boden unter den Füßen!

Als ich das zweite Mal an Land ging, bot sich meinen Augen ein seltsames Schauspiel. Einige der Männer torkelten über den Strand wie Betrunkene. Sie lachten lauthals, sammelten Kiesel auf und ließen sie zwischen ihren Fingern hindurchrinnen wie Geizhälse, die sich an ihren gehorteten Reichtürmern ergötzen. Ich erinnere mich, dass Wild an Land ging, als ich zu den Männern hinübersah, und nun so gelassen und unbekümmert neben mir stand, als wäre er gerade seinem Wagen entstiegen, um einen Spaziergang im Park zu machen. (Ernest Shackleton)

Doch die Küste der Insel ist nahezu ungeschützt – endlich an Land, ist die Mannschaft tagelangem Schneesturm ausgesetzt.