Gebaut für die Fahrt in Polargebieten, ist die ENDURANCE neben dem norwegischen Forschungsschiff FRAM das seinerzeit wohl stabilste Holzschiff der Welt. Der Name drückt bereits die Erwartungen Shackletons an sein Schiff aus: Ausdauer und Durchhaltevermögen! Dass er beides dringend benötigen würde, ahnt er vielleicht.
Der Bug des Schiffes ist mehr als einen Meter dick und soll so das Eis wie ein Rammbock aufbrechen. Die Bauteile sind, wo es möglich ist, querverstrebt und dadurch robust und widerstandsfähig. Der Kiel besteht aus vier zusammengepressten Balken massiver Eiche.
Vorn am Klüverbaum wird später eine Plattform montiert, damit der Fotograf Frank Hurley das Schiff beim Durchbrechen des Packeises filmen und fotografieren kann. Seine Fotografien, so der Plan, sollen Shackleton und seine Männer berühmt machen – ein Plan, der aufgehen wird.
Männer gesucht für eine gefährliche Reise. Kleines Gehalt, bittere Kälte, lange Monate in kompletter Dunkelheit, dauernd in Gefahr, sichere Heimkehr zweifelhaft. Ehre und Anerkennung im Fall der Rückkehr.
Mit diesen Worten sucht Ernest Shackleton 1914 nach Männern, die ihn ins ewige Eis begleiten – mit dem Ziel, die Antarktis zu durchqueren – wenigstens dies hatte zuvor noch niemand versucht, geschweige denn erreicht.
Wer war Ernest Shackleton?
Die erste Expedition in die Antarktis ist für Ernest Shackleton eine frustrierende. 1903 wird er von Robert Falcon Scott heimgeschickt, nachdem er an Skorbut erkrankt. Ziel der Reise: das Erreichen des Südpols. Doch auch Scott scheitert.
Vier Jahre später leitet Shackleton seine eigene Expedition.
Bis zum Südpol dringt er nicht vor, erfolgreich ist er dennoch: Bislang unbekannte Gebiete der Antarktis sind erschlossen, König Edward VII. erhebt ihn in den Ritterstand. Nachdem Amundsen das Wettrennen für sich entscheidet, sucht sich Sir Ernest Shackleton eine neue Herausforderung. Die Antarktis will er nun erstmals in Gänze durchqueren.
Trotzdem das Unterfangen scheitert, erlangt Shackleton Ruhm. Das ewige Eis lässt ihn auch nach den Erlebnissen mit der ENDURANCE nicht los. Doch seine Reise 1921 in den Südpol ist seine letzte: Im Januar 1922 erleidet er in Südgeorgien einen tödlichen Herzinfarkt und findet dort seine letzte Ruhestätte.
Als geborener Anführer musste er in der Position der größten Gefahr, Schwierigkeiten und Verantwortung führen. (…) Das war seine Art von Mut; er würde den Job machen, vor dem er am meisten Angst hatte.
Frank Worsley, Kapitän der ENDURANCE