Über 1000 Kilometer kämpft sich die ENDURANCE durch Eis, das bis zu einem Meter dick ist. Mehrfach muss sie die Schollen rammen, um die Kanten zu brechen. Doch es fällt zunehmend schwerer, bis das Schiff schließlich im Packeis steckenbleibt. Die Mannschaft ist gefangen.
Zehn Tage wartet Shackleton ab, dann gibt er den Befehl, die Heizkessel ausgehen zu lassen, um Brennstoff zu sparen. Die Männer ruhen sich aus. Alle Versuche, das Schiff mit Werkzeugen vom Eis zu befreien, scheitern. Das Schiff bewegt sich schließlich, sitzt jedoch bald erneut fest.
In der Nacht wurde die Situation bedrohlich. Wir stießen in das Packeis vor, in der Hoffnung, jenseits davon offenes Wasser zu erreichen, und befanden und plötzlich auf einer vom Eis eng umschlossenen, ständig kleiner werdenden Wasserfläche. Worsley und ich waren die ganze Nacht an Deck und wichen den Packeisbrocken aus, doch es verstrichen einige angstvolle Stunden, bis wir das Eis endlich umfahren hatten und wieder Segel setzen konnten.“ (Ernest Shackleton im Dezember 1914)
Die Mannschaft ist erschöpft, es bleibt nichts als zu warten und zu hoffen. Shackleton beschließt, die ENDURANCE zum Winterlager umzubauen und auf besseres Wetter im Frühjahr zu warten.
Das Ende der ENDURANCE
Die Zeit nutzen die Männer für Hundetraining, Fußballspiele, aber auch wissenschaftliche Messungen und das Jagen von Robben und Pinguinen. Die Tage werden dunkler, bis die Sonne für Monate ganz verschwindet, und Schneestürme stellen die Moral zusätzlich auf die Probe.
Doch die Zeit bringt kein Glück. Die Scholle bricht immer weiter auf, der Druck des Eises wird zu stark. Im Oktober kippt die ENDURANCE, fortan verschlimmert sich die Lage – immer wieder sind Krachen und Bersten zu hören, bis das Schiff schließlich zerbricht. Die Männer können nur zusehen.
Mithilfe der Hunde bergen sie, was noch bergen ist: Proviant, Brennstoff, Boote, Schlitten und Geräte, bis die ENDURANCE im November 1915 sinkt.
Doch solides Packeis versperrte den Weg nach Süden. Immerhin ergriff ich am 6. (Januar 1915) die Gelegenheit, die Hunde zu trainieren, während das Schiff längsseits einer Eisscholle lag. Die Tiere waren völlig aus dem Häuschen. …
Als wir am folgenden Tag wieder etwas Fahrt gewannen, tauchten Killerwale auf, und ich musste strikte Anweisung geben, dass niemand das Schiff verließ. Die Biester haben nämlich die Angewohnheit, eine ruhende Robbe zu orten, indem sie über den Rand einer Eisscholle spähen.
Dann spalten sie das Eis von unten mit der Schwanzflosse und verschaffen sich so eine Mahlzeit. Sie würden wohl kaum einen Unterschied zwischen einer Robbe und einem Menschen machen.
Ernest Shackleton, Expeditionsleiter auf der ENDURANCE