Die Ausstellung Shackleton – Gefangen im Eis ist primär eine Fotografie-Ausstellung, die anhand der beeindruckenden Bilder von Frank Hurley die abenteuerliche, aber letztlich glückliche Expedition Ernest Shackletons und seiner Mannschaft zeigt. Die Bilder stellen uns die Ausstellungsmacher Reichelt & Brockmann zur Verfügung.
Ernest Shackleton bricht im August 1914 mit 27 Mann in die Antarktis auf. Den Wettlauf zum Südpol hat Amundsen wenige Jahre zuvor für sich entschieden, zu entdecken bleibt nichts. Von Abenteuerlust und der Sehnsucht nach Ruhm getrieben, ist Shackletons Ziel daher: die Durchquerung der Antarktis zu Fuß. Dies immerhin hat noch niemand gewagt. Berühmt wird er in der Tat werden, doch nicht, weil er sein Ziel erreicht – er wird in dieser Hinsicht in Gänze scheitern –, sondern weil ihm Unglaubliches gelingt: zwei Jahre irrt er mit seiner Mannschaft durch das Eis, doch er kann sie alle retten.
Aller Anfang ist schwer
Zu Beginn haben wir nicht mehr als einen Raum und viele Bilder – wie geht es weiter? Zunächst gilt es, eine Auswahl entsprechend eines Konzeptes zu treffen. In diesem Fall ergibt es Sinn, chronologisch vorzugehen und anhand ausdrucksstarker Fotografien den Verlauf der Expedition Shackletons darzustellen. Glücklicherweise hinterließen sowohl der Expeditionsleiter selbst als auch einige Männer seiner Mannschaft Reiseberichte, sodass zusätzlich zu den Fotografien Hurleys Quellen aus erster Hand vorliegen.
Dann geht es an die Umsetzung: Wir wissen nun, was wir erzählen wollen. Aber wie? Gleich zu Beginn entscheiden wir uns dazu, neben Fotografien auch einige dingliche Objekte zu zeigen. Fortan schreiben und telefonieren wir immer wieder mit Kollegen von anderen Museen und Sammlungen. Wo könnten wir welche Objekte finden, welche davon sind ausleihbar?
Pinguine und Kameras
Da die Mannschaft Shackletons mit Wenigem auskommen muss, stellen auch wir nur wenige Objekte aus. Als erstes machen wir uns auf zu einem Kollegen der Zoologischen Sammlung der Universität Rostock. Herr Dr. Andreas Bick erklärt uns, dass sehr viel mehr Leben in und an den antarktischen Gewässern ist, als man denken mag. Auch unterscheiden sich je nach Gebiet beispielsweise die Arten der Pinguine.
Shackleton beschreibt zwar häufig Situationen mit Tieren, doch nur an wenigen Stellen genauer, um welche Art von Robben oder Pinguin es sich handelt. Die Universitätssammlung stellt uns schließlich zwei Pinguine und einen Albatros zur Verfügung, die die heimlichen Stars unserer Ausstellung sind, wie ich finde. Robben, Pinguine und Albatrosküken sind übrigens elementare Nahrungsmittel für die Expeditionsmannschaft.
Doch ohne die zahlreichen großartigen Fotografien wäre die Expedition möglicherweise längst in Vergessenheit geraten – schließlich hat Shackleton seine Männer zwar retten, aber weder sein Ziel erreichen noch Entdeckungen machen können. Frank Hurley wird für die Expedition von Kodak umfassend mit der neuesten Kameratechnik ausgestattet. Weitere zentrale Objekte sind daher fünf der Kamera-Modelle, die er für seine Aufnahmen verwendet hat. Dafür geht es nach Berlin ins Technische Museum. Wir sind sehr stolz, denn die Objekte sind überaus wertvoll!
Dass Shackleton und seine Mannschaft überleben, verdanken sie, wie uns zunehmend bewusst wird, zu einem großen Teil auch ihrem Kapitän, Frank Worsley. Mit spärlichem nautischen Instrument wie einem Taschenkompass und einem Sextanten vermag er es, sich in der kargen, überaus gefährlichen antarktischen See zu orientieren und die Männer auf ihrem eigentlich unbezwingbaren Marsch über die Insel South Georgia zu führen.
Die Gestaltung
Neben der Auswahl der Dinge, die gezeigt werden sollen, versuchen wir immer auch ein Gefühl zu vermitteln, eine Atmosphäre zu schaffen. Die ganze Ausstellung ist bewusst schlicht und karg gehalten. Die grundlegende Farbe ist schnell gefunden: Weiß – wie Schnee und Eis in der Antarktis. Das Licht, das immer einen wesentlichen Anteil an der Gesamtwirkung ausmacht, soll kühl wirken.
Beim Planen der Ausstellung äußern einige Kollegen, die Ausstellung könne vielleicht etwas sehr minimalistisch werden. Phasen des Tatendrangs wechseln sich ab mit solchen des Zweifels. Wir probieren aus, irgendeiner hat immer noch eine gute Idee. Im Vordergrund stehen in dieser Ausstellung die Bilder, die außerordentlich viel zu erzählen vermögen. Neben wenigen Texten, die den Verlauf der Reise darstellen, finden sich Zitate der Männer selbst.
Zwei Jahre schlagen sich Shackletons Männer durch, von Scholle zu Scholle, von Insel zu Insel. Shackletons Expedition ist letztlich auch eine Geschichte von außerordentlichem Willen und Durchhaltevermögen, die Hoffnung macht.
Mehr Informationen zu der Expedition Shackletons folgen in den kommenden Beiträgen!